Als Anfang April somalische Piraten die Maersk Sealand in ihre Gewalt brachten, hiess es, das sei der erste Angriff auf ein Schiff unter US-Flagge in vier Jahren gewesen.
Ebenfalls Anfang April misslang somalischen Piraten, ein israelisches Schiff unter maltesischer Flagge, die ZIM Africa Star, in ihre Gewalt zu bringen. Das sei der erste Angriff ueberhaupt auf ein israelisches Schiff gewesen, sagte der leitende ZIM Direktor.
Das macht mich neugierig und ich versuche, Daten und Statistiken zur Piraterei zu finden. Was ich auftreiben kann, ist zumeist alt. Die Statistik des US Department of Transportation deckt nur die Jahre 1994 bis zum ersten Halbjahr 2002 ab. Im Jahr 1994 gab es demnach insgesamt 6 Vorfaelle von Piraterie weltweit, von denen die US Behoerde Kenntnis hatte. 1995 wagen es schon 138 Faelle, 1996 dann 232. Der naechste Quantensprung erfolgte von 1999 auf 2000, von 310 Vorfallen auf 492. Das Jahr 2001 sah wiederum einen Rueckgang auf 355 Vorfaelle.
Wir erinnern uns: Von August 1992 bis Maerz 1996 befanden sich US Streitkraefte in Somalia. Die als humanitaere Intervention geplante Aktion scheiterte, als die US-Streitkraefte immer mehr in den Somalia tobenden Buergerkrieg verwickelt wurden. Magadishu im Oktober 1993 brachte den Entschluss, sich aus Somalia zurueckzuziehen. Das erklaert, warum die 1994 noch quasi nicht existente Seeraeuberei 1995 auf einmal explodierte.
Mit dem Abzug der US-Truppen setzten sich Al-Qaida-Leute in Somalia fest. Die Verantwortlichen fuer die Attentate auf die US Botschaften in Dar es Salaam, Tanzania und Nairobi, Kenya sollen Verbindungen nach Somalia gehabt haben, wenigstens post factum.
Die Anwesenheit von Al-Qaida in Verbindung mit fortgesetzt schlechten Ernten und sich ausweitendem Krieg in Somalia und moeglicherweise unter dem Eindruck von US-Schwaeche, nach dem wahrscheinlich schlecht beratenen Luftangriff auf eine Pharmafabrik im Sudan koennte den sprunghafen Anstieg von 1999 auf 2000 erklaeren.
Wenn ich jetzt noch die Daten fuer 2002 bis heute finden koennte! Ich spekuliere mal, dass in der Bush-Amtszeit die Akte von Piraterie nachliessen, vor allem der Einmarsch im Irak sollte sich mit entsprechener Verzoegerung in der Statistik bemerkbar machen. In der zweiten Amtszeit stiegen sie vermutlich wieder an und dass die Praesidentschaft Obamas auch von den Piraten als Einladung zur Aggression empfunden wird, scheint mir nicht von der Hand zu weisen.
Frank J. Fleming hat in Pajamas Media als Persiflage den verstaendnisvollen Ansatz gegenueber den Piraten formuliert. Ganz ernst gemeint ist dieser Ansatz im Artikel aus der ZEIT vom November 2008 zu lesen: Wer ist hier der Pirat?
Die Versicherungen fuer Seetransporte sind uebrigens schon teurer geworden. Das sind Kosten die auf den Endverbraucher umgelegt werden.
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